Scrum und SAFe: Gemeinsamkeiten, Unterschiede und was Sie wissen sollten

  • Home
  • Blog
  • Agilität
  • Scrum und SAFe: Gemeinsamkeiten, Unterschiede und was Sie wissen sollten
Building an Iteration

Scrum und SAFe: Gemeinsamkeiten, Unterschiede und was Sie wissen sollten

Grundlagen von Scrum und SAFe: Was Sie wissen müssen

In der heutigen schnelllebigen Geschäftswelt stehen Unternehmen vor der Herausforderung, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und gleichzeitig ihre Effizienz zu steigern. Agile Methoden haben sich als Antwort auf diese Anforderungen etabliert, wobei Scrum und das Scaled Agile Framework (SAFe) zu den meistgenutzten Ansätzen gehören. Während beide Frameworks auf agilen Prinzipien basieren, unterscheiden sie sich grundlegend in ihrem Umfang und ihrer Anwendung.

Was ist Scrum?

Scrum ist ein leichtgewichtiges Framework für agiles Projektmanagement, das in den frühen 1990er Jahren von Ken Schwaber und Jeff Sutherland entwickelt wurde. Es basiert auf empirischer Prozesskontrolle und iterativer Entwicklung. Im Kern von Scrum steht ein selbstorganisiertes, cross-funktionales Team, das in kurzen Zeitabschnitten, den sogenannten Sprints, arbeitet. Diese Sprints dauern typischerweise zwei bis vier Wochen und enden mit einem potenziell auslieferbaren Produktinkrement.

Die drei Schlüsselrollen in Scrum sind der Product Owner, der Scrum Master und das Entwicklungsteam. Der Product Owner verantwortet die Produktvision und priorisiert die Anforderungen im Product Backlog. Der Scrum Master fungiert als Coach und Prozesshüter, während das Entwicklungsteam für die Umsetzung der Anforderungen zuständig ist. Die Stärke von Scrum liegt in seiner Einfachheit und Flexibilität, was es besonders für kleinere Teams und Projekte attraktiv macht.

Was ist SAFe?

Das Scaled Agile Framework (SAFe) wurde von Dean Leffingwell entwickelt, um die Vorteile agiler Methoden auf Unternehmensebene zu skalieren. SAFe integriert Elemente aus Scrum, Lean, DevOps und anderen agilen Ansätzen in ein umfassendes Framework für große Organisationen. Es bietet Strukturen und Praktiken für die Koordination mehrerer agiler Teams und die Ausrichtung ihrer Arbeit an übergeordneten Unternehmenszielen.

SAFe organisiert die Arbeit auf verschiedenen Ebenen: Team, Programm, Large Solution und Portfolio. Auf Teamebene arbeiten die Entwicklungsteams ähnlich wie in Scrum. Auf Programmebene werden mehrere Teams im Agile Release Train (ART) zusammengefasst, der in synchronisierten Iterationen arbeitet. Die Large Solution-Ebene koordiniert mehrere ARTs, während die Portfolio-Ebene die strategische Ausrichtung vorgibt. Die Stärke von SAFe liegt in seiner umfassenden Struktur für die Skalierung agiler Praktiken in großen, komplexen Organisationen.

Key Facts: Scrum vs. SAFe auf einen Blick

Scrum: Leichtgewichtiges Framework für einzelne Teams, fokussiert auf Selbstorganisation und Flexibilität.

SAFe: Umfassendes Framework für die Skalierung agiler Praktiken auf Unternehmensebene mit mehreren Koordinationsebenen.

Aktuelle Praxisbeispiele, Erfolgsgeschichten und Herausforderungen

In der dynamischen Geschäftswelt setzen immer mehr Unternehmen auf agile Methoden wie Scrum und das Scaled Agile Framework (SAFe), um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und flexibler auf Marktveränderungen zu reagieren. Diese Frameworks haben sich als effektive Strategien erwiesen, um Innovationszyklen zu beschleunigen und die Zusammenarbeit zwischen Teams zu verbessern. Basierend auf offiziellen Unternehmensquellen betrachten wir nachfolgend erfolgreiche Implementierungsbeispiele sowie typische Herausforderungen bei der Einführung dieser agilen Methoden.

 

BMW Group: Agile Transformation in der Automobilindustrie

Die BMW Group hat agile Arbeitsmethoden in verschiedenen Bereichen des Unternehmens implementiert, besonders sichtbar im Bereich der Entwicklung autonomer Fahrsysteme. Wie aus offiziellen Unternehmensunterlagen hervorgeht, hat BMW einen speziellen “Autonomous Driving Campus” geschaffen, der als zentraler Standort für die Bündelung aller Ressourcen im Bereich des autonomen Fahrens dient.

Auf diesem Campus werden interdisziplinäre Teams nach agilen Prinzipien organisiert, um die hochkomplexe Aufgabe der Entwicklung autonomer Fahrsysteme zu bewältigen. Die offizielle Dokumentation der BMW Group betont: “The Campus as a central site where all of the BMW Group’s autonomous driving resources are bundled forms a fundamental element of our all-embracing approach”.

Die BMW Group setzt auf kurze Kommunikationswege, schnelle Entscheidungsprozesse und eine enge Zusammenarbeit mit Technologie- und Kooperationspartnern. Das Unternehmen beschreibt seinen Ansatz als “Highly efficient agile product development” mit einer zentralen Basis für Workshops, Simulation und Validierun. Diese Art der Organisation ermöglicht es den Entwicklern, neuen Code sofort im eigentlichen Fahrzeug zu testen – und das in nur wenigen Schritten.

Mehr dazu erfahren Sie hier: BMW

 

Cisco: Von Wasserfall zu kontinurierlicher Lieferung

Cisco bietet ein besonders aufschlussreiches Beispiel für die erfolgreiche Implementierung von SAFe. Das Unternehmen stand vor der Herausforderung, von traditionellen Wasserfall-Methoden auf kontinuierliche Lieferung (Continuous Delivery) umzustellen. Die Cloud and Software IT (CSIT) Organisation von Cisco führte SAFe ein, um ihre digitale IT-Strategie umzusetzen.

Wie Ashish Pandey, Technical Lead des CSIT-Teams, erklärt: “Our goals are to speed up releases, increase productivity, and improve quality”. Cisco wandte SAFe auf zwei wichtige Initiativen an: die Subscription Billing Platform und die Webex-App für Samsung-Tablets.

Die Ergebnisse dieser Transformation waren beeindruckend:

  • 16% Rückgang des Defect Rejected Ratio (DRR)

  • 40% Abnahme kritischer und schwerwiegender Defekte

  • 14% Steigerung der Defect Removal Efficiency (DRE)

  • Verbesserte Mitarbeiterzufriedenheit durch Reduzierung von Überstunden und unnötigen Meetings

  • 25% weniger Qualitätssicherungsdefekt

Mehr dazu erfahrt ihr unter: SAFe

Sisscom: Beschleunigte Time-to-Market

Swisscom, der führende Telekommunikationsanbieter der Schweiz, musste schnell handeln, um ein neues IPTV-Produkt auf den Markt zu bringen, da ein Wettbewerber bereits mit einer ähnlichen Entwicklung begonnen hatte. Durch die Einführung von SAFe konnte Swisscom die Markteinführung erheblich beschleunigen.

Simon Berg, Agile Program Manager bei Swisscom Entertainment Projects, berichtet: “It usually takes about 36 months to bring a new TV platform to market but we had a minimally viable product in 8-10 months and brought the full product to market in 18 months”.

Die Ergebnisse der SAFe-Implementierung bei Swisscom:

  • Markteinführung von TV 2.0 in etwa der Hälfte der Zeit vergleichbarer Projekte, vor der Konkurrenz

  • Reduzierung der Zeit von “code-ready” bis zur Masseneinführung von 9-12 Monaten auf maximal sechs Wochen

  • Das Produkt gewann eine begehrte Branchenauszeichnung für “Best multi-screen experience”

  • IPTV-Anmeldungen stiegen im letzten Jahr um fast 14 Prozent.

Swisscom hat besonders von drei Best Practices profitiert: Testautomatisierung (Reduzierung des End-to-End-Testteams von Dutzenden auf nur drei Personen bei gleichbleibender Qualität), Program Increment Planning (führte zu neuer Ausrichtung und Dynamik) und Most Valuable Feature First (WSJF half bei der Priorisierung von Features und der Quantifizierung der Kosten von Verzögerungen).

Mehr dazu erfahrt ihr hier: SAFe

MAN Truck & Bus: SCRUM in der Fahrzeugentwicklung

Ein besonders beeindruckendes Beispiel für die erfolgreiche Einführung von Scrum kommt von MAN Truck & Bus. Das Unternehmen stand Ende 2016 vor der Herausforderung, einen LKW mit innovativen Alleinstellungsmerkmalen in nur 18 Monaten zu entwickeln, obwohl der reguläre Entwicklungszyklus mindestens fünf Jahre beträgt.

Die Antwort auf diese Herausforderung lag in einem crossfunktional besetzten Team und der Einführung von Scrum. Durch die konsequente Etablierung dieses agilen Rahmenwerks konnte in kurzer Zeit ein zu 100% dediziertes Entwicklungsteam inklusive Scrum Master und Product Owner aufgebaut werden.

Schnittstellenfunktionen wie Einkauf und Montage wurden direkt in das Team integriert und erprobten ebenfalls neue Wege. So wurde der Prozess zur Suche und Einbindung externer Entwicklungsdienstleister statt in den regulären sechs Monaten in nur sechs Wochen durchgeführt. Die direkte Kommunikation mit den Kollegen in der Montage zeigte potenzielle Fehler frühzeitig auf, und Optimierungen konnten unmittelbar in den laufenden Entwicklungsprozess einfließen.

Der Erfolg war beeindruckend: Innerhalb der geplanten 18 Monate wurden zwei TÜV-zugelassene Fahrzeuge gebaut, die auf der IAA Nutzfahrzeuge im September 2018 neue Maßstäbe bezüglich Sicherheit, Fahrerkomfort und Antriebstechnik demonstrieren konnten.

Mehr dazu erfahrt ihr hier: Agile-Academy

Gemeinsame Herausforderungen in der Implementierung

Die Einführung agiler Frameworks wie SAFe und Scrum ist kein einfacher Prozess und birgt verschiedene Herausforderungen. Basierend auf den Quellen lassen sich folgende gemeinsame Hürden identifizieren:

Kultureller Wandel

Eine der größten Herausforderungen ist der erforderliche kulturelle Wandel innerhalb der Organisation. Bei Cisco war es beispielsweise eine Herausforderung, dass Wasserfall-Methoden immer noch die Norm für Teams waren, die groß, verteilt oder an komplexen Projekten arbeiteten. Die Änderung etablierter Arbeitsweisen und Denkmodelle erfordert Zeit, Schulung und kontinuierliche Unterstützung durch das Management.

Skalierung von Agilität

Sobald mehrere Teams an komplexen Produkten arbeiten, wird die Koordination und Steuerung von Abhängigkeiten zur zentralen Herausforderung. Dies ist das grundlegende Problem, das alle Skalierungs-Frameworks zu lösen versuchen. SAFe bietet hier Lösungen in Form von Agile Release Trains (ARTs) und Program Increment (PI) Planning.

Integration in bestehende Strukturen

Die Integration agiler Methoden in bestehende Unternehmensstrukturen und -prozesse kann komplex sein. Bei MAN war es eine Herausforderung, Schnittstellenfunktionen wie Einkauf und Montage in das agile Team zu integrieren und neue Wege zu finden, um traditionelle Prozesse zu beschleunigen.

Tooling und Automatisierung

Die Implementierung der richtigen Tools und Automatisierungsprozesse ist entscheidend für den Erfolg. Cisco erkannte beispielsweise, dass Regressionstests alle zwei Wochen ohne Testautomatisierungstools nicht möglich gewesen wären.6 Bei Swisscom war die Testautomatisierung ein wesentlicher Erfolgsfaktor, der es ermöglichte, das End-to-End-Testteam drastisch zu verkleinern und gleichzeitig die Qualität zu erhalten.

Was unterstützt uns bei einer erfolgreichen Implementierung? Hier unsere Erfolgsfaktoren:

Aus den Erfahrungen der betrachteten Unternehmen lassen sich folgende Erfolgsfaktoren ableiten:

Klare Vision und Unterstützung durch das Management

Der Erfolg beginnt mit einer klaren Vision und der vollen Unterstützung des Managements. Bei MAN wurden als entscheidende Erfolgsfaktoren “der volle Support und die regelmäßige und pragmatische Einbindung der Stakeholder” genannt.

Dedizierte Teams und Co-Lokation

Die 100-prozentige Verfügbarkeit der Teammitglieder und deren räumliche Co-Lokation waren entscheidende Erfolgsfaktoren bei MAN. Auch BMW betont die Bedeutung kurzer Kommunikationswege und schneller Entscheidungsprozesse auf seinem Autonomous Driving Campus.

Transparenz und regelmäßige Abstimmung

Transparenz und regelmäßige Abstimmung zwischen allen Beteiligten sind entscheidend. Swisscom profitierte besonders vom Program Increment Planning, das zu neuer Ausrichtung und Dynamik führte. Bei MAN war die tägliche Abstimmung mit den Kollegen in der Werkstatt ein Schlüsselfaktor für den Erfolg.

Fokus auf kontinuierliche Verbesserung

Alle erfolgreichen Implementierungen zeichnen sich durch einen Fokus auf kontinuierliche Verbesserung aus. Cisco implementierte beispielsweise kontinuierliche Lieferung, was zu einer verbesserten Qualität, erhöhter Produktivität und einer verbesserten Mitarbeitererfahrung führte.

 

Vergleich der Frameworks: Stärken und Schwächen

Um die richtige Entscheidung zwischen Scrum und SAFe treffen zu können, ist ein detaillierter Vergleich der Stärken und Schwächen beider Frameworks unerlässlich. Beide Ansätze haben ihre Berechtigung – die Wahl hängt stark von den spezifischen Anforderungen und dem Kontext Ihres Unternehmens ab.

Kriterium Scrum SAFe
Teamgröße Ideal für 5-9 Personen Für mehrere Teams bis hin zu tausenden Mitarbeitern
Komplexität Niedrig, leicht zu erlernen Hoch, umfangreiche Dokumentation und Rollen
Implementierungsaufwand Gering bis mittel Hoch, erfordert umfassende Schulungen
Flexibilität Sehr hoch, leicht anpassbar Mittel, vorgegebene Strukturen
Koordination mehrerer Teams Limitiert, erfordert zusätzliche Praktiken Integriert durch ARTs und PI-Planung
Planungshorizont Kurzfristig (Sprints: 2-4 Wochen) Mittel- bis langfristig (PIs: 8-12 Wochen)
Rollen 3 Kernrollen (Product Owner, Scrum Master, Team) Viele spezialisierte Rollen auf verschiedenen Ebenen
Unternehmenskultur Bottom-up, selbstorganisiert Kombination aus Top-down und Bottom-up

Wann ist Scrum die bessere Wahl?

Scrum eignet sich besonders gut für Unternehmen und Projekte mit überschaubarer Größe und Komplexität. Die Stärken von Scrum kommen vor allem in folgenden Situationen zum Tragen:

Wenn Sie mit einem einzelnen oder wenigen Teams arbeiten, die relativ unabhängig voneinander agieren können, bietet Scrum eine schlanke Struktur mit minimalem Overhead. Für Startups und kleine bis mittlere Unternehmen, die schnell auf Marktveränderungen reagieren müssen, ermöglicht die hohe Flexibilität von Scrum rasche Anpassungen. Organisationen, die erste Erfahrungen mit agilen Methoden sammeln möchten, profitieren von der niedrigen Einstiegshürde und der überschaubaren Anzahl an Rollen und Zeremonien.

Die größte Stärke von Scrum liegt in seiner Einfachheit und Anpassungsfähigkeit. Es gibt einen klaren Rahmen vor, lässt aber viel Spielraum für teamspezifische Anpassungen. Die kurzen Feedbackzyklen fördern kontinuierliche Verbesserung und schnelles Lernen. Allerdings stößt Scrum bei der Koordination mehrerer Teams an seine Grenzen und bietet wenig Unterstützung für langfristige Planung und strategische Ausrichtung.

Wann ist SAFe die bessere Wahl?

SAFe wurde speziell für große Organisationen entwickelt, die agile Praktiken unternehmensweit einführen möchten. Die Stärken von SAFe zeigen sich besonders in folgenden Kontexten:

Für Großunternehmen mit vielen Teams, die an komplexen Produkten oder Systemen arbeiten, bietet SAFe strukturierte Koordinationsmechanismen. Wenn Ihre Organisation regulatorischen Anforderungen unterliegt oder eine detaillierte Dokumentation benötigt, integriert SAFe entsprechende Praktiken. Bei der Notwendigkeit, agile Teams mit traditionellen Management- und Governance-Strukturen zu verbinden, schafft SAFe die nötigen Schnittstellen.

Die größte Stärke von SAFe liegt in seiner umfassenden Struktur für die Skalierung agiler Praktiken. Es bietet konkrete Lösungen für die Koordination vieler Teams und die Ausrichtung ihrer Arbeit an strategischen Unternehmenszielen. Die integrierten Lean-Portfolio-Management-Praktiken unterstützen die Priorisierung von Initiativen auf Unternehmensebene. Allerdings bringt SAFe eine höhere Komplexität mit sich und erfordert einen erheblichen Implementierungsaufwand. Die vorgegebenen Strukturen können die Flexibilität einschränken und zu einer gewissen Bürokratie führen.

Expertentipp

Viele Unternehmen entscheiden sich für einen hybriden Ansatz, der Elemente aus beiden Frameworks kombiniert. Sie beginnen oft mit Scrum auf Teamebene und integrieren bei Bedarf ausgewählte SAFe-Praktiken für die teamübergreifende Koordination. Mehr zu hybriden Ansätzen erfahren.

Implementierung von Scrum und SAFe im Unternehmen

Die erfolgreiche Einführung von Scrum oder SAFe erfordert eine sorgfältige Planung und Vorbereitung. Unabhängig davon, für welches Framework Sie sich entscheiden, gibt es einige grundlegende Schritte und Erfolgsfaktoren, die den Weg zu einer gelungenen Implementierung ebnen.

Vorbereitung und Analyse

Bevor Sie mit der Implementierung beginnen, ist eine gründliche Analyse Ihrer Organisation unerlässlich. Identifizieren Sie zunächst die konkreten Herausforderungen und Ziele, die Sie mit der Einführung agiler Methoden adressieren möchten. Führen Sie eine Bestandsaufnahme Ihrer aktuellen Prozesse, Strukturen und der Unternehmenskultur durch. Bewerten Sie die Bereitschaft Ihrer Organisation für Veränderungen und identifizieren Sie potenzielle Widerstände.

Definieren Sie klare, messbare Ziele für die agile Transformation. Diese könnten beispielsweise die Verkürzung der Time-to-Market, die Steigerung der Produktqualität oder die Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit umfassen. Entwickeln Sie ein Verständnis dafür, wie Erfolg aussehen wird und wie Sie ihn messen können. Eine fundierte Vorbereitung ist der Grundstein für eine erfolgreiche Implementierung und hilft, realistische Erwartungen zu setzen.

Implementierung von Scrum

Die Einführung von Scrum beginnt typischerweise mit der Auswahl eines Pilotteams und eines geeigneten Projekts. Dieses Team sollte motiviert sein, neue Arbeitsweisen zu erproben, und das Projekt sollte komplex genug sein, um von Scrum zu profitieren, aber nicht so kritisch, dass Fehler schwerwiegende Konsequenzen hätten. Investieren Sie in umfassende Schulungen für alle Beteiligten, insbesondere für die Schlüsselrollen: Product Owner, Scrum Master und Teammitglieder.

Etablieren Sie die Scrum-Zeremonien (Sprint Planning, Daily Scrum, Sprint Review, Sprint Retrospective) und sorgen Sie für die notwendige Infrastruktur, wie physische oder digitale Task Boards. Beginnen Sie mit kurzen Sprints von ein bis zwei Wochen, um schnelles Lernen zu ermöglichen. Fördern Sie eine Kultur des kontinuierlichen Feedbacks und der ständigen Verbesserung. Die regelmäßigen Retrospektiven sind entscheidend, um den Prozess an die spezifischen Bedürfnisse Ihres Teams anzupassen.

Nach erfolgreicher Pilotphase können Sie Scrum auf weitere Teams ausweiten. Berücksichtigen Sie dabei, dass jedes Team seinen eigenen Weg finden muss und Anpassungen vornehmen wird. Etablieren Sie Communities of Practice, um den Wissensaustausch zwischen den Teams zu fördern. Bei mehreren Scrum-Teams sollten Sie zusätzliche Koordinationsmechanismen wie Scrum of Scrums oder Nexus in Betracht ziehen.

Implementierung von SAFe

Die Einführung von SAFe ist komplexer und erfordert einen strukturierteren Ansatz. Beginnen Sie mit der Identifizierung und Schulung von Change Agents und Führungskräften. Diese Personen werden als Treiber der Transformation fungieren und müssen ein tiefes Verständnis von SAFe entwickeln. Bilden Sie eine Lean-Agile Center of Excellence (LACE), die die Transformation koordiniert und unterstützt.

Entscheiden Sie sich für die passende SAFe-Konfiguration (Essential, Large Solution, Portfolio oder Full) basierend auf der Größe und Komplexität Ihrer Organisation. Führen Sie eine umfassende Schulung für alle Beteiligten durch, wobei der Fokus zunächst auf den Führungskräften liegen sollte. Die Unterstützung des Managements ist für den Erfolg von SAFe entscheidend, da viele traditionelle Management-Praktiken angepasst werden müssen.

Identifizieren Sie einen ersten Agile Release Train (ART) und bereiten Sie die PI-Planung vor. Diese erste PI-Planung ist ein kritischer Meilenstein und sollte sorgfältig vorbereitet werden. Implementieren Sie die SAFe-Rollen, -Artefakte und -Zeremonien schrittweise und passen Sie sie bei Bedarf an Ihren spezifischen Kontext an. Etablieren Sie Metriken zur Messung des Fortschritts und kommunizieren Sie regelmäßig Erfolge und Herausforderungen.

Unsere Implementierungstipps:

1. Investieren Sie in professionelle Schulungen und Coaching – besonders in der Anfangsphase.

2. Beginnen Sie klein und skalieren Sie schrittweise, basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen.

3. Fördern Sie eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Anpassungsfähigkeit.

4. Messen Sie den Fortschritt anhand klar definierter Metriken und passen Sie Ihren Ansatz entsprechend an.

5. Kommunizieren Sie transparent über Ziele, Fortschritte und Herausforderungen.

Häufige Herausforderungen und Lösungsansätze

Bei der Implementierung agiler Frameworks treten häufig ähnliche Herausforderungen auf. Widerstand gegen Veränderungen ist eine der größten Hürden. Begegnen Sie diesem mit transparenter Kommunikation, früher Einbindung der Betroffenen und sichtbaren Quick Wins. Mangelndes Verständnis der agilen Prinzipien kann zu einer oberflächlichen Anwendung führen. Investieren Sie in kontinuierliche Schulungen und fördern Sie das Verständnis der zugrundeliegenden Werte und Prinzipien.

Die Anpassung der Unternehmenskultur erfordert Zeit und Geduld. Fördern Sie eine Kultur des Vertrauens, der Transparenz und der kontinuierlichen Verbesserung durch Vorbildfunktion und gezielte Maßnahmen. Unzureichende Unterstützung durch das Management kann die Transformation behindern. Binden Sie Führungskräfte früh ein und zeigen Sie ihnen die konkreten Vorteile der agilen Arbeitsweise.

Die erfolgreiche Implementierung von Scrum oder SAFe ist ein kontinuierlicher Prozess, keine einmalige Initiative. Erwarten Sie nicht, dass alles von Anfang an perfekt funktioniert. Betrachten Sie Herausforderungen als Lernchancen und passen Sie Ihren Ansatz kontinuierlich an die Bedürfnisse Ihrer Organisation an. Mit der richtigen Vorbereitung, Unterstützung und Durchhaltevermögen können Sie die Vorteile agiler Methoden voll ausschöpfen und Ihre Organisation nachhaltig transformieren.

Zukunftstrends in der agilen Skalierung 2024 und darüber hinaus

Die Welt des agilen Projektmanagements entwickelt sich ständig weiter, getrieben durch neue Technologien, veränderte Arbeitsweisen und die Erkenntnisse aus jahrelanger Praxiserfahrung. Für Unternehmen, die Scrum oder SAFe einsetzen oder einführen möchten, ist es wichtig, einen Blick auf die aktuellen Trends und zukünftigen Entwicklungen zu werfen.

Hybride und maßgeschneiderte Frameworks

Ein deutlicher Trend für 2024 und darüber hinaus ist die zunehmende Abkehr von der dogmatischen Anwendung einzelner Frameworks hin zu hybriden, maßgeschneiderten Ansätzen. Unternehmen erkennen zunehmend, dass kein Framework perfekt zu ihren spezifischen Bedürfnissen passt. Stattdessen kombinieren sie Elemente aus verschiedenen Ansätzen – etwa die Einfachheit und Flexibilität von Scrum mit ausgewählten Skalierungspraktiken aus SAFe oder anderen Frameworks wie LeSS oder Nexus.

Diese Entwicklung wird durch die wachsende Reife der agilen Community unterstützt. Nach Jahren der Erfahrung mit verschiedenen Frameworks entwickelt sich ein nuancierteres Verständnis dafür, welche Praktiken in welchem Kontext am besten funktionieren. Die Zukunft gehört den adaptiven, kontextspezifischen Ansätzen, die auf einem tiefen Verständnis der agilen Prinzipien basieren, statt auf der strikten Befolgung vorgegebener Prozesse.

Integration von KI und Automatisierung

Künstliche Intelligenz und Automatisierung verändern die Art und Weise, wie agile Teams arbeiten. KI-gestützte Tools unterstützen bereits heute bei der Priorisierung von Backlog-Items, der Schätzung von Aufwänden und der Identifizierung von Risiken. In den kommenden Jahren wird diese Integration noch tiefer gehen. Wir erwarten KI-Systeme, die aus vergangenen Sprints lernen und Vorschläge zur Prozessoptimierung machen, automatisierte Dependency Management-Systeme für komplexe SAFe-Implementierungen und intelligente Assistenten, die Teams bei der Einhaltung agiler Praktiken unterstützen.

Besonders im Bereich SAFe, wo die Koordination vieler Teams eine Herausforderung darstellt, bietet die KI-Unterstützung enormes Potenzial. Die Automatisierung repetitiver Aufgaben wird Teams mehr Raum für kreative und wertschöpfende Tätigkeiten geben. Gleichzeitig müssen Unternehmen darauf achten, dass die menschlichen Aspekte der Agilität – Zusammenarbeit, Kommunikation und kontinuierliches Lernen – nicht vernachlässigt werden.

Remote und hybride Arbeitsmodelle

Die Pandemie hat die Arbeitswelt nachhaltig verändert, und verteilte Teams sind inzwischen die Norm statt die Ausnahme. Sowohl Scrum als auch SAFe müssen sich an diese neue Realität anpassen. Wir sehen bereits eine Weiterentwicklung der Frameworks und Praktiken, um die Herausforderungen verteilter Arbeit besser zu adressieren.

Für Scrum bedeutet dies eine verstärkte Betonung asynchroner Kommunikation und digitaler Kollaborationstools. Die traditionellen Zeremonien werden flexibler gestaltet, um verschiedene Zeitzonen und Arbeitsmodelle zu berücksichtigen. Bei SAFe stellt besonders die PI-Planung, traditionell ein großes persönliches Event, eine Herausforderung dar. Innovative Ansätze für virtuelle PI-Planungen mit interaktiven digitalen Boards und strukturierten Video-Breakout-Sessions gewinnen an Bedeutung.

Die erfolgreichen agilen Teams der Zukunft werden Meister der virtuellen Zusammenarbeit sein, die die Vorteile digitaler Tools nutzen, ohne die zwischenmenschlichen Aspekte der Teamarbeit zu vernachlässigen.

Stärkere Integration von Business Agility

Während agile Methoden ihren Ursprung in der Softwareentwicklung haben, erkennen immer mehr Unternehmen den Wert agiler Prinzipien für alle Geschäftsbereiche. Der Trend geht klar in Richtung einer ganzheitlichen Business Agility, die über IT und Produktentwicklung hinausgeht und Bereiche wie Marketing, HR, Finanzen und sogar die Unternehmensführung einschließt.

SAFe hat diesen Trend mit seinem Business Agility Layer bereits aufgegriffen, aber wir erwarten eine noch stärkere Betonung der unternehmensweiten Agilität in zukünftigen Versionen. Auch für Scrum-Anwender wird es zunehmend wichtig, Verbindungen zu nicht-agilen Unternehmensteilen zu schaffen und agile Denkweisen in der gesamten Organisation zu fördern.

Die Zukunft gehört Organisationen, die Agilität als ganzheitliches Betriebsmodell verstehen, nicht nur als Methode für die Softwareentwicklung. Diese Unternehmen werden in der Lage sein, schneller auf Marktveränderungen zu reagieren, Innovationen zu fördern und nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu erzielen.

“Die wahre Herausforderung der Zukunft liegt nicht in der Wahl zwischen Scrum, SAFe oder einem beliebigen Framework, sondern in der Entwicklung einer agilen Denkweise, die die gesamte Organisation durchdringt und sie befähigt, kontinuierlich zu lernen und sich anzupassen.”

– Martin Hörnig, Geschäftsführer AgileBay

Häufig gestellte Fragen zu Scrum und SAFe

Kann man Scrum und SAFe kombinieren?

Ja, eine Kombination ist durchaus möglich und in vielen Fällen sinnvoll. SAFe integriert bereits Scrum auf der Team-Ebene als primäre Arbeitsmethode. Viele Unternehmen beginnen ihre agile Reise mit Scrum auf Teamebene und führen später ausgewählte SAFe-Praktiken ein, um die teamübergreifende Koordination zu verbessern. Der Schlüssel liegt darin, die Praktiken auszuwählen, die den spezifischen Herausforderungen Ihrer Organisation am besten begegnen, anstatt Frameworks dogmatisch anzuwenden.

Welche Zertifizierungen sind für Scrum und SAFe empfehlenswert?

Für Scrum sind die Zertifizierungen von Scrum.org (Professional Scrum Master, Professional Scrum Product Owner) und der Scrum Alliance (Certified ScrumMaster, Certified Scrum Product Owner) am weitesten verbreitet und anerkannt. Für SAFe bietet Scaled Agile, Inc. ein umfassendes Zertifizierungsprogramm an, das verschiedene Rollen und Ebenen abdeckt. Die Leading SAFe-Zertifizierung ist ein guter Einstiegspunkt, während spezialisierte Zertifizierungen wie SAFe Scrum Master, SAFe Product Owner/Product Manager oder SAFe Program Consultant für spezifische Rollen relevant sind. Bei AgileBay beraten wir Sie gerne zu den für Ihre Situation passenden Zertifizierungen.

Wie lange dauert die Implementierung von Scrum bzw. SAFe?

Die Implementierungsdauer variiert stark je nach Unternehmensgröße, Komplexität und Veränderungsbereitschaft. Für Scrum kann ein einzelnes Team innerhalb von 3-6 Monaten grundlegende Praktiken etablieren, wobei die Reifung des Prozesses und der Kultur weitere 6-12 Monate in Anspruch nehmen kann. Bei SAFe ist der Zeitrahmen deutlich länger: Die Implementierung eines ersten Agile Release Trains dauert typischerweise 3-6 Monate, während die unternehmensweite Transformation 2-3 Jahre oder länger in Anspruch nehmen kann. Wichtig ist, die Transformation als kontinuierliche Reise zu betrachten, nicht als Projekt mit festem Endtermin.

Welche Tools eignen sich für Scrum und SAFe?

Für Scrum reichen oft einfache Tools wie Jira, Trello oder Azure DevOps, die das Backlog-Management und die Sprint-Planung unterstützen. Für SAFe werden komplexere Lösungen benötigt, die auch Portfolio-Management, Programm-Inkremente und teamübergreifende Abhängigkeiten abbilden können. Führende Tools in diesem Bereich sind Jira Align (ehemals AgileCraft), VersionOne und SAFe-spezifische Erweiterungen für Jira oder Azure DevOps. Die Toolauswahl sollte jedoch erst nach der Definition der Prozesse erfolgen – Tools sollten die Arbeitsweise unterstützen, nicht diktieren.

Wie misst man den Erfolg von Scrum oder SAFe?

Der Erfolg agiler Transformationen sollte anhand von Geschäftsergebnissen gemessen werden, nicht nur anhand der Einhaltung von Praktiken. Relevante Metriken umfassen Time-to-Market (wie schnell Ideen umgesetzt werden), Kundenzufriedenheit, Produktqualität (z.B. Fehlerrate), Mitarbeiterzufriedenheit und Business-Agilität (Anpassungsfähigkeit an Marktveränderungen). Für Scrum-Teams sind Sprint-Burndown-Charts, Velocity und Cycle Time nützliche prozessbezogene Metriken. In SAFe kommen Programm-Prädiktabilitätsmetriken, Feature-Durchlaufzeiten und Programm-Inkrement-Zuverlässigkeit hinzu.

Fazit: Die richtige Wahl für Ihr Unternehmen

Die Entscheidung zwischen Scrum und SAFe – oder einer Kombination beider Frameworks – hängt von zahlreichen Faktoren ab: der Größe Ihrer Organisation, der Komplexität Ihrer Projekte, Ihrer Unternehmenskultur und Ihren spezifischen Herausforderungen. Es gibt keine universelle Lösung, die für alle Unternehmen gleichermaßen geeignet ist.

Scrum bietet einen leichtgewichtigen, flexiblen Rahmen, der sich besonders für einzelne Teams und kleinere Organisationen eignet. Seine Stärke liegt in der Einfachheit und der schnellen Anpassungsfähigkeit. SAFe hingegen bietet eine umfassende Struktur für die Skalierung agiler Praktiken in großen, komplexen Organisationen. Es schafft Klarheit und Koordination auf mehreren Ebenen, bringt aber auch mehr Komplexität und Overhead mit sich.

Der wahre Erfolg liegt nicht in der dogmatischen Anwendung eines Frameworks, sondern in der intelligenten Anpassung an Ihre spezifischen Bedürfnisse. Beginnen Sie mit einem klaren Verständnis Ihrer Herausforderungen und Ziele. Experimentieren Sie mit verschiedenen Praktiken und lernen Sie kontinuierlich aus Ihren Erfahrungen. Investieren Sie in die Entwicklung einer agilen Denkweise in Ihrer gesamten Organisation, denn letztendlich sind es die Menschen und ihre Einstellung, die den Unterschied machen.

Bei AgileBay unterstützen wir Unternehmen seit 2018 auf ihrem individuellen Weg zu mehr Agilität. Unsere erfahrenen Berater und Coaches begleiten Sie von der Analyse Ihrer aktuellen Situation über die Auswahl des passenden Frameworks bis hin zur erfolgreichen Implementierung und kontinuierlichen Verbesserung. Wir glauben an maßgeschneiderte Lösungen, die auf Ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sind, nicht an Standardrezepte.

Bereit für den nächsten Schritt?

Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Beratungsgespräch, in dem wir gemeinsam Ihre Situation analysieren und Ihnen konkrete Handlungsempfehlungen geben.

📞 +49 163 43 66 838
✉️ hoernig.m@bayard-unternehmensberatung.de

Jetzt Kontakt aufnehmen

Leave A Comment